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Angst vor Datenmissbrauch vs. technische Innovation

Auf der dmexco 2015 wurde bei einem Vortrag des BVDW über das „Internet der Dinge“ die Frage gestellt, ob es nicht sinnvoller wäre, den Begriff und den Umgang mit Daten vom „Schutz“ ins „Management“ zu übergeben. Denn eigentlich ist es uns nicht wichtig Daten gänzlich zu schützen, sondern nur, dass mit ihnen sorgsam umgegangen wird, oder?

Lea Heuchtkötter
2024-01-12
WCG GmbH & Co.KG

Während des Vortrags wurden wir außerdem gefragt, ob wir jemals die Nutzungsbedingungen gelesen haben, die wir akzeptiert haben. Diese Frage würde ich auch gerne Ihnen stellen. Haben Sie?

Ich musste sie mit einem klaren „Nein“ beantworten. Wenn ich den Wust an Text sehe, den ich als Nutzer lesen soll und von dem ich vielleicht die Hälfte verstehe, vergeht mir nach kurzem Überfliegen der ersten Zeilen schon die Lust. Dann denke ich mir, dass schon so viele vor mir auf „OK“ geklickt haben, dass eigentlich nichts Weltbewegendes in den Nutzungsbedingungen stehen kann. Doch wahrscheinlich hat niemand die vollständigen Bedingungen gelesen. Oder haben Sie?

Doch genau diese Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien, die in Deutschland verpflichtend sind, machen Weiterentwicklungen und technische Innovationen oftmals schwierig bis fast undenkbar.

Smarte Helfer – Erleichterung für den Alltag oder Datenmissbrauch?

Ein Beispiel: Derzeit läuft ein Werbespot für ein Fitnessarmband im TV, in dem gezeigt wird, welche Auswirkung ein solcher „Personal Coach“ auf unser Leben haben kann. Jemand der darauf achtet, dass wir nicht zu lange am Stück sitzen, der uns darauf aufmerksam macht, dass wir ausreichend Schlaf bekommen, um fit und gesund in den Tag zu starten, der uns animiert jeden Tag das Beste aus uns herauszuholen, für ein gesundes, aktives und langes Leben. Warum sollten wir uns gegen diesen positiven Fortschritt wehren?

Doch bei jeder positiven Veränderung gibt es auch immer die schwarzen Schafe, die Vorteile aus einer solchen Erfindung und den Daten, die sie sammelt, schlagen wollen. In diesem Fall sind es unter anderem die Krankenkassen. Gelangen sie an die Daten aus unserem Fitnessarmband, könnten sie zukünftig die Beiträge ihrer Kunden an deren jeweiligen Fitnesszustand anpassen. So müsste ein sehr sportlicher aktiver Mensch demnächst deutlich weniger zahlen als der Sportschau-Fußballer. Doch zum Glück greift genau an dieser Stelle der deutsche Datenschutz. Denn unsere Daten sollen geschützt werden.

Aber macht der Datenschutz wirklich an allen Stellen Sinn? Verbauen wir uns nicht an vielen Stellen tolle, innovative Entwicklungen, die mithilfe persönlicher Daten unser Leben erleichtern und sicherer machen könnten?

Das Fitnessarmband zum Beispiel: Es könnte in Zukunft feststellen, dass unsere Blutzuckerwerte kritisch sind und uns frühzeitig zum Arzt schicken. Es warnt uns vor Anzeichen eines Herzinfarktes oder kann sich sogar im Falle eines Herzinfarktes an die Notfallzentrale wenden, um schnellstmöglich Hilfe zu holen. All dies ist momentan noch Zukunftsmusik, aber gar nicht so abwegig. Ein Start-Up-Unternehmen aus Köln startet gerade mit einer Notfall-App (http://instanthelp-app.de) durch, in die sich freiwillige Ersthelfer eintragen, um Notfällen in ihrer Umgebung zur Hilfe zu kommen, noch bevor der Rettungswagen vor Ort eingetroffen ist. Genau mit solch einer App könnten sich zukünftig unsere elektronischen Healthcare-Helfer verbinden.

An dieser Stelle kommt es in Deutschland zum Konflikt. Wir sehen bei all den innovativen Ideen meist nur den mangelnden Datenschutz.

Doch noch mal zurück zur Eingangsfrage: Haben Sie all die Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien gelesen, denen Sie zugestimmt haben? Wenn Sie sich sicher sind, dass Sie dies getan haben, dann setzen Sie sich doch einmal bei Gelegenheit hin und schreiben alles auf, wo Sie schon Ihre Daten hinterlassen haben. Auch hier gelten Nutzungsbedingungen, denen Sie zugestimmt haben. Haben Sie sich darüber schon einmal Gedanken gemacht?
 

Freizügiger Umgang mit den eigenen Daten

Wir alle haben Angst um unsere Daten. Doch gleichzeitig nutzen viele von uns Facebook. Wir posten mehrfach täglich was wir essen, mit wem wir uns treffen, wo wir feiern gehen, wie groß unsere Kinder geworden sind, oder halten unsere Mitmenschen über unser Gefühlsleben auf dem Laufenden. Hier hinterfragen wir nicht, was schwarze Schafe mit unseren freiwillig hinterlassenen Daten anfangen. Hier sind für uns der Spaß und die ständige Vernetzung mit unseren Freunden wichtiger.

Warum können wir diese Freiheit nicht auch auf andere Bereiche übertragen, in denen uns innovative Alltagshelfer zukünftig unser Leben erleichtern?

In Zukunft könnte uns Amazon beim Bestellen der alltäglichen Kleinigkeiten, die für uns eine Belastung darstellen, helfen. So müssen wir uns demnächst nur noch um die Besorgung der schönen Dinge Gedanken machen. Unsere Waschmaschine würde automatisch Waschpulver nachordern, wenn es zur Neige geht oder der Kühlschrank Bescheid geben, wenn die Lebensmittel rar werden. Schon weiß Amazon welches Waschmittel wir benötigen und welche Mahlzeiten wir bevorzugen und schlägt uns eine Einkaufsliste vor. Wie viel Zeit wir sparen würden, in der wir mehr Zeit mit Familie und Freunden verbringen oder endlich noch mal dem Hobby nachgehen könnten.

Auf der IAA war der Trend zu smarten Helfern ebenfalls zu erkennen. Automatisiertes Fahren steht für die Zukunft hoch im Kurs. Dann wird uns beispielsweise Siri darauf hinweisen, dass wir dringend eine Werkstatt aufsuchen sollten und uns gleich einen Vorschlag machen, in welchem Umkreis die nächste zu finden ist. Bis dahin sind es nur noch kleine Schritte.

Bei diesem Ausblick steht eines fest: Zukünftig muss eine Lösung gefunden werden, wie man Daten schützen kann, ohne innovative Entwicklungen im Keim zu ersticken. Die Überführung der Daten vom Datenschutz in ein verantwortungsvolles Datenmanagement kann eine mögliche Lösung sein.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen mit dem Blick in die Zukunft und der uns bevorstehenden technischen Highlights geht – ich freue mich schon auf eine vernetzte und mitdenkende Welt, trotz der Ungewissheit, was mit all meinen Daten passiert.

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